10/19/2015

Lebendige Figuren statt zweidimensionaler Pappkameraden (Einleitung)


Menschen im Mittelpunkt

                "Ich bin neugierig auf andere Menschen.
                  Das ist die Essenz meiner Arbeit. Ich möchte
                  wissen, wie es wäre, wenn ich sie wäre."
Stanley Kubrick

Im Mittelpunkt jedes gelungenen Comic, einschließlich plotlastiger Geschichten wie zum Beispiel bei Actioncomics, stehen Menschen. Denn jede Geschichte fesselt uns nur dann, wenn die Protagonisten und deren Schicksal unser Interesse wecken.

   Um sich auf eine Geschichte, einen Comic einzulassen, investiert ein Leser Lebenszeit und dazu noch seine Gefühle (Angst, Hoffnung, Wut, Sehnsucht). Er riskiert, dass er am Ende des Comics verstimmt ist, verärgert oder verängstigt, oder sich, viel schlimmer noch, von den Comicautoren nicht ernstgenommen und an der Nase herumgeführt fühlt. Wenn er in einem Comic zweidimensionalen, schlecht entwickelten Charakteren begegnet, die sich wie Schachbrettfiguren durch die Geschichte bewegen und denen er ihre Herkunft (nämlich die schlampige Fantasie des Autors) anmerkt, gibt es keinen Grund für einem Leser, dieses Risiko einzugehen und sich emotional zu öffnen.  

   Wir alle möchten Geschichten von Menschen erzählt bekommen, von denen wir glauben, dass sie schon gelebt haben, bevor die Geschichte im Comic losgeht und von denen wir uns vorstellen können, dass sie, auch wenn der Comic fertig ist, weiter existieren (es sei denn, sie sterben in der Geschichte).

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