10/11/2015

Von der Idee zur Geschichte (Einleitung)


Wie kriege ich das, was ich im Kopf habe, aufs Papier?

Bilder, Stimmungen, Figuren, Dialoge. Oft hat man das Gefühl, bereits die ganze Geschichte im Kopf zu haben. Wie aber bringt man aber die vielen Einzelteile, die sich in der Fantasie zu einem fertigen Comic gefügt haben, in Storyboardform zu Papier?
Eine illustrierte Erzählung beschränkt sich darauf, was wir sehen und lesen können. Wir können zeigen, wie Menschen in verschiedenen Situationen handeln, welche Entscheidungen sie treffen und mit wem sie sprechen. Das bedeutet das wir unsere Ideen, Assoziationen, Gefühle, die für uns auf einer emotionalen oder philosophischen Ebene schlüssig sind, in konkrete Ereignisse, Handlungen und Dialoge verwandeln müssen. Übergänge die das Geschehen überhaupt erst glaubwürdig machen, fehlen in diesem Stadium oft noch. Ein Beispiel, soll illustrieren, was gemeint ist:

„Ein Kind von der Straße das, das Leiden und elend der Gesellschaft an eigenen Leib erfahren hat. Bekommt die Möglichkeit aus dem elend Kreislauf zu entrinnen. Dabei beweist sich das Kind und wächst als ehrliche Person auf. Die im gelernten Handwerker ansehen, so wie ein stabiles leben erlangt hat. Einesstages bekommt die Person die Möglichkeit was großes zu vollbringen.“

Sie haben dabei schon mehrere Schlüsselszenen im Kopf, zum Beispiel die, als das Kind die Möglichkeit bekommt aus dem elend zu entkommen oder wie sich die Möglichkeit für die Person ergibt was großes zu erreichen. Sie kennen die Welt, in der die Geschichte spielt, haben den Jargon der Straße in den Ohren, dazu eventuell ähnliche, eigene Erfahrungen und Begebenheiten, die sie oder Freunde oder Familienmitglieder erlebt haben und die Ihnen helfen, in die Geschichte einzutauchen und sie glaubwürdig zu erzählen. Vielleicht können sie auch die unendliche Einsamkeit nachvollziehen, wenn man plötzlich erkennt, dass man plötzlich allein auf sich gestellt ist und man nirgendwo mehr dazugehört.
Um all dies jedoch in illustrierter Form erzählen zu können, bedarf es noch einer Menge Arbeit. Denn was sie benötigen, sind konkrete Situationen, Ereignisse, Handlungen und Dialoge. Während die Ausgangssituation recht konkret ist, ist alles andere noch sehr vage, oder gar nicht vorhanden.

  • Welches Ereignis (oder welche Abfolge von Ereignissen) lässt das Kind zu dem kommen, dass was sich ändern muss?
  • Versucht es, die starke Verunsicherung und den fehlenden Halt zu kompensieren?
  • Wird das Kind von jemanden aufgenommen oder Schaft es durch ehrliche Arbeit weg von der Straße?
  • Wenn jemand es aufnimmt aus welchen gründen? Was hat die Person für Absichten?
  • Findet das Kind neue Freunde oder sogar eine Familie auf seinen weg ?
  • Wenn es erwachsen ist hat es eine Beziehung mit jemanden ? Oder gibt es sich nur der Arbeit hin?
  • Oder ist es das gegenteilige der Fall: gibt es für jemanden seinen Job und die große einmalige schanze auf?
  • Wie vollzieht sich seine Entwicklung vom Kind der Straße zu eine bedeutsame Person?
  • Woran können wir die plötzliche Gesinnungswandel festmachen?
  • Was für eine Berufliche bahn schlägt das Kind ein als Erwachsener? Wird es von jemanden darauf hingeleitet?
  • Wie aber wollen sie eine Entwicklung zeigen?
  • Was muss geschehen damit die Verwandlung von der Straßenratte zur ehrlichen Person glaubwürdig ist?
  • Außerdem ist der Ausgang der Geschichte bislang noch offen: Was ist die einmalige Möglichkeit? Erreicht die Person es?
Um Ihre Geschichte erzählen zu können, müssen Sie wissen, was Ihre Hauptfigur als Nächstes tun wird und warum. Sie müssen sich im Klaren über die Konsequenzen sein – was passiert, wenn sie anders oder gar nicht handelt? Und warum? Wie wirken sich ihre Entscheidungen auf ihr Umfeld aus? Sie müssen nicht nur in und auswendig kennen und wissen, wie sie sich in jeder erdenklichen Situation verhalten würden. Sie müssen auch herausfinden, was genau sie eigentlich erzählen wollen.
Das mag im Augenblick merkwürdig klingen. Aber sobald sie in Ihre Geschichte eintauchen und sehen, wie sie sich im Laufe Ihrer Arbeit an Charakteren und Handlungen verändern, werden Sie sehen, dass eine der größten Schwierigkeiten beim Storyboardschreiben darin besteht, zu wissen, was man erzählen möchte. Während Sie dabei sind, sämtliche Handlungsschritte und Charaktere zu erarbeiten, werden Sie die Ereignisse und Entscheidungen aus den verschiedenen Perspektiven all Ihrer Figuren beleuchten. Dabei werden Sie feststellen, dass in Ihrer Geschichte in Wirklichkeit unzählige verschiedene Geschichten stecken, je nachdem, aus welchem Blickwinkel Sie diese erzählen. Aber erst wenn Sie wissen, was sie erzählen möchten, können Sie entscheiden, wie Sie es am besten erzählen können.


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